Bürgermeister Andreas Bovenschulte hat am Freitag (22. August 2025) auf Einladung des ukrainischen Gouverneurs der Oblast Odessa, Oleg Kiper, Bremens Partnerregion Odessa besucht. Wegen anhaltend schwerer Raketen- und Drohnenangriffe im Süden der Ukraine und aus Sorge vor russischen Attacken war der Besuch des Bürgermeisters geheim gehalten worden, bis er zurück in Deutschland war. Während seines Aufenthalts in der ukrainischen Hafenstadt besuchte der Bürgermeister mit einer kleinen Delegation mehrere Einrichtungen, die mit Bremer Hilfe unterstützt werden. Seit 2023 verbindet Odessa und Bremen ein enge Partnerschaft.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Der heutige Tag in Odessa hat mich sehr bewegt. Ich habe gesehen, wie tatkräftig die Hilfe aus Bremen wirkt – in vielen Einrichtungen, die wir seit Beginn des Krieges unterstützen. Zugleich habe ich auch die schmerzhaften Spuren der Zerstörung gesehen, die der verbrecherische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hinterlassen hat. Diese Eindrücke machen deutlich, wie wichtig es ist, dass wir weiter an der Seite der Menschen in Odessa und in der gesamten Ukraine stehen. Ich danke Gouverneur Oleg Kiper sehr herzlich für die Einladung und die offenen Gespräche. Unsere Solidarität mit der Ukraine bleibt ungebrochen. Bremen wird weiterhin tun, was es kann, um zu helfen."
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs engagiert sich Bremen aktiv für die Ukraine. Im Jahr 2023 wurde die Partnerschaft mit der Oblast Odessa offiziell begründet. Gemeinsam mit der Stiftung Solidarität Ukraine und der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) konnte Bremen seitdem zahlreiche Hilfsprojekte auf den Weg bringen – etwa zur Unterstützung von Schulen, Kliniken und sozialen Einrichtungen. Bürgermeister Bovenschulte deshalb vom Friedensbeauftragten der BEK, Pastor Andreas Hamburg, und Ronald Speidel, die beide im Kuratorium der Stiftung mitwirken und sich seit langem für die Ukraine engagieren, nach Odessa begleitet.
Der Besuch in Odessa führte Bürgermeister Bovenschulte zunächst zu einer Gedenkstätte für die durch den russischen Angriffskrieg gefallenen Soldatinnen und Soldaten und anschließend in eine Gesamtschule. Die Schule erhielt 2024 über eine Förderung der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) eine komplett ausgestattete Küche im Wert von 60.000 Euro. Zudem traf er dort auf eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die erst vor wenigen Tagen zu einem 14-tägigen Erholungsaufenthalt in Bremen waren. Bürgermeister Bovenschulte besichtigte auch Schutzräume unterhalb der Schule, in denen während der Luftalarme der Schulunterricht aufrechterhalt wird.
Anschließend ging es für die Delegation in eine Kinderklinik. Mit der Unterstützung aus Bremen erhielt die Einrichtung direkt zu Beginn der Partnerschaft ein Beatmungsgerät. Bereits am Tag der Lieferung konnte damit ein Neugeborenes gerettet werden, das ohne dieses Gerät nicht überlebt hätte. Vor Ort lernte Bovenschulte eine Mutter und ihre kleine Tochter kennen, die ebenfalls durch das Beatmungsgerät gerettet wurde.
In der evangelischen St. Pauls Kirche trafen der Bürgermeister und die Delegation Pastor Alexander Gross. Als zentraler Partner für die Bremische Evangelische Kirche organisiert er gemeinsam mit der Stiftung Solidarität Ukraine unter anderem die alljährliche Verteilung der Weihnachtsbeutel aus Bremen für ukrainische Kinder. Mit dabei war auch Vitalj Mikhailyk. Der Leiter der Diakoniestation sorgt in Odessa dafür, dass die Hilfsgüter an die richtige Stelle geliefert und ordnungsgemäß eingesetzt werden.
Andreas Hamburg, Pastor St. Markus-Gemeinde Bremen: "Die lutherische Kirche von Odessa ist für mich ein wunderbares Symbol der Hoffnung und des Wiederaufbaus. Über Jahrzehnte stand sie als Ruine und doch erstrahlt sie heute in neuem Glanz. Das macht mir Mut zu glauben, dass auch viele der jetzt zerstörten Gebäude in der Ukraine eines Tages wiederaufgebaut werden. Ich bin sehr dankbar, dass in der Partnerschaft zwischen Bremen und Odessa auch die Diakonie der Lutherischen Kirche in Odessa eine wichtige Rolle spielen darf. Es erfüllt mich mit Freunde, diese Entwicklung begleiten zu dürfen, damit den Menschen in der Ukraine geholfen wird und sie neue Hoffnung schöpfen können."
Im Anschluss ging es durch das historische Zentrum von Odessa. Die Altstadt wurde im Eilverfahren von der UNESCO 2023 in die Liste der Welterbestätten aufgenommen und ist durch die russische Invasion stark gefährdet. Nach Angaben der Behörden wurden rund 25 Baudenkmäler beschädigt, darunter die bedeutende Oper, die orthodoxe Verklärungskathedrale und mehrere Museen.
Danach führte das Programm Bürgermeister Bovenschulte in eine der zentralen Partnereinrichtungen die beiden Städte: Das Mutter-Kind-Zentrum. Es ist die einzige spezialisierte medizinische Einrichtung in der Partnerkommune, die sich auf die Betreuung von Kindern und Müttern aus Militärfamilien, Familien von im Krieg getöteten Zivilisten, Kriegsgefangenen und Binnenvertriebenen fokussiert und über das erforderliche medizinische Fachpersonal und Ausrüstung verfügt. Gefördert durch die Entwicklungshilfegesellschaft "Servicestelle Kommunen in der einen Welt" wurde ein Ergotherapieraum zur Verfügung gestellt. Erst kürzlich hat die Stiftung "Chancen für Kinder" für 21.000 Euro mehrere Therapie- und Trainingsgeräte zugesagt.
Am Mittag begrüßte dann der Gouverneur der Oblast Odessa, Oleg Kiper, Bürgermeister Andreas Bovenschulte sowie die Delegation. Dabei bedankte sich Gouverneur Kiper abermals für die wertvolle Zusammenarbeit und unterstrich die Wichtigkeit der Hilfsgüter aus Bremen. Bovenschulte betonte die ungebrochene Solidarität mit der Ukraine und dass Bremen alles tun werde, um die Partnerstadt Odessa so gut es geht zu unterstützen. Inhaltlich ging es um die politische Lage und die Perspektive der Ukraine. Der anschließende Austausch über Projekte ließen schnell viele gemeinsame Interesse erkennen – von Jugendaustausch über sportliche Aktivitäten bis zu wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
Ronald Speidel, Stiftung Solidarität Ukraine: "Die Herzlichkeit, Wärme und die Wertschätzung, die uns die Menschen hier vor Ort entgegenbringen, berühren mich jedes Mal aufs Neue. Man spürt sofort, wie wichtig die Hilfe aus Bremen ist. Das zeigt auch, was möglich wird, wenn wir zusammenstehen und gemeinsam Unterstützung organisieren. Die Begegnungen haben aber auch eins deutlich gemacht: Wir dürfen nicht nachlassen. Die Hilfe wird dringend gebraucht – und deshalb wünsche ich mir sehr, dass noch mehr Menschen und Unternehmen aus Bremen mithelfen. Denn jeder einzelne Beitrag bedeutet Hoffnung für die Menschen hier."
Auf dem Rückweg besuchte die Delegation um Bürgermeister Bovenschulte noch ein durch den russischen Angriffskrieg zerstörtes Gebäude. Hier wurde abermals deutlich, wie willkürlich und zerstörerische die russischen Angriffe auf Odessa und die gesamte Ukraine sind. Als letzter Programm stand der Besuch im Dorf Petrodolina an. Hier befinden sich unter anderem Unterkünfte für Binnengeflüchtete und eine Krankenstation, für die ein Neubau geplant ist. Gemeinsam mit der Stiftung Solidarität und der BEK wird Bremen hier weiter unterstützen.
Unterwegs in Odessa - Bürgermeister Bovenschulte in Bremens Partnerregion Odessa
Video zur Reise: www.buergermeister.bremen.de/termine/videos/sonstiges/unterwegs-in-odessa-28832
Odessa und Bremen
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine beschloss der Senat der Freien Hansestadt Bremen im August 2022 den Aufbau einer Solidaritätspartnerschaft zwischen dem Bundesland Bremen und der Oblast Odessa. Die Hafenstadt Odessa, an der Küste des Schwarzen Meeres gelegen, ist mit knapp über einer Million Einwohnerinnen und Einwohner die drittgrößte Stadt der Ukraine. Sie ist das administrative Zentrum der Oblast (Gebiet) Odessa, mit der das Bundesland Bremen die Zusammenarbeit im Juni 2023 formal besiegelt hat. Odessa ist einer bedeutendsten Umschlaghäfen am Schwarzen Meer. Die Hafenstadt ist wirtschaftliches, aber auch wissenschaftliches und kulturelles Zentrum der Region.
Stiftung Solidarität Ukraine
Die private "Stiftung Solidarität Ukraine" wurde 2022 von Thomas Armerding (Hansa-Flex AG) und Jan-Oliver Buhlmann (Buhlmann Rohr-Fittings-Stahlhandel GmbH + Co. KG) gegründet. Die Stiftung unterstützt unter anderem beim Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur des Gesundheitswesens, der Jugend- und Altenhilfe und Bildungseinrichtungen in der Ukraine. Vorstände der "Stiftung Solidarität Ukraine" sind Jan-Oliver Buhlmann und Alina Armerding, dem Kuratorium gehören unter anderem Pastor Andreas Hamburg von der St.-Markus-Gemeinde und Ronald Speidel (Buhlmann Rohr-Fittings-Stahlhandel GmbH + Co. KG) an.